Elektrischer Schlag: Was bei welchem Strom im Körper passiert

Elektrischer Schlag: Was bei welchem Strom im Körper passiert

Strom ist ein ständiger Begleiter unseres Alltags – vom Laden des Smartphones über den Betrieb von Haushaltsgeräten bis hin zur umfangreichen Elektroinstallation in Gebäuden. So selbstverständlich die Nutzung elektrischer Energie auch ist, so gefährlich kann ein Stromschlag sein, wenn etwas schiefgeht. Doch welche Auswirkungen hat ein elektrischer Schlag auf den Körper und welche Stromstärken sind besonders kritisch?


Warum ist Strom für den menschlichen Körper gefährlich?

Strom kann unsere Nerven, Muskeln und das Herz beeinträchtigen. Die Schädigung hängt dabei von der Stromstärke und der Einwirkdauer ab, aber auch von der Stromart (Gleichstrom oder Wechselstrom). Der menschliche Körper enthält Flüssigkeiten und Gewebe, die Strom leiten können. Gerät eine ausreichend hohe Stromstärke durch unseren Körper, kann es zu schweren Verletzungen, Herzrhythmusstörungen oder gar Herzstillstand kommen.


Die verschiedenen Stromstärken und ihre Wirkungen

Nachfolgend einige grobe Richtwerte, welche Auswirkungen unterschiedliche Stromstärken (Wechselstrom, 50 Hz) auf den Körper haben können. Bitte beachten Sie, dass individuelle Faktoren (z. B. Alter, Gesundheitszustand, Kontaktstellen) das tatsächliche Risiko beeinflussen.

  • 1 mA – 5 mA:
    Erste spürbare Reize: Ein leichtes Kribbeln, das die meisten Menschen wahrnehmen. Noch keine ernsten gesundheitlichen Folgen, aber man sollte die Situation sofort unterbrechen, da höhere Ströme schnell erreicht sein können.
  • 5 mA – 10 mA:
    Deutliches Kribbeln bis leichtes Ziehen. Man erschrickt oft und kann sich reflexartig zurückziehen. Bei längerer Einwirkdauer kann es bereits zu Muskelverkrampfungen kommen.
  • 10 mA – 15 mA:
    Die sogenannte „Loslassgrenze“: Ab dieser Schwelle kann es passieren, dass sich die Hand oder der Arm so verkrampfen, dass man eine stromführende Leitung nicht mehr loslassen kann. Erste gesundheitliche Schädigungen sind möglich.
  • 15 mA – 30 mA:
    Starkes Verkrampfen der Skelettmuskulatur. Die Atemmuskulatur kann betroffen sein, sodass Atemnot bis hin zur Atemlähmung eintritt. Bei länger andauerndem Stromfluss ist Lebensgefahr nicht auszuschließen.
  • 30 mA – 50 mA:
    Akute Lebensgefahr. Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern können ausgelöst werden. Besonders gefährlich, wenn der Stromweg über das Herz verläuft.
  • Über 50 mA:
    Hohe Wahrscheinlichkeit für Herzstillstand oder schwerwiegende Herzrhythmusstörungen. Bleibende Organschäden sind möglich. Ohne sofortige Unterbrechung des Stromkreises und ggf. Wiederbelebungsmaßnahmen kann dies tödlich enden.

Gleichstrom vs. Wechselstrom

Wechselstrom (AC, 50 Hz), wie er in den meisten Haushalten vorkommt, hat eine stärkere Wirkung auf die Muskeln, insbesondere das Herz. Er kann schon bei relativ niedrigen Stromstärken lebensbedrohlich sein, da er leichter Kammerflimmern auslösen kann.

Gleichstrom (DC) fließt konstant in eine Richtung und führt oft zu einer starken, einmaligen Muskelkontraktion. In einigen Fällen kann Gleichstrom bei höherer Stromstärke sogar noch gefährlicher sein – allerdings ist sein Wirkungsspektrum komplex und hängt von verschiedenen Faktoren wie Spannungsquelle und Kontaktzeit ab.


Erste Hilfe bei elektrischem Schlag

  1. Stromkreis sofort unterbrechen: Schalten Sie den Sicherungsautomaten ab, ziehen Sie den Stecker oder trennen Sie die Batterie (z. B. im Fahrzeug). Greifen Sie niemals die verunglückte Person an, solange der Stromkreis nicht unterbrochen ist.
  2. Eigenschutz beachten: Achten Sie darauf, sich selbst nicht zu gefährden. Verwenden Sie, falls erforderlich, isolierende Materialien, um die Person vom Strom zu trennen.
  3. Notruf absetzen (112 in Deutschland): Bei Verdacht auf Verletzungen oder wenn die Person nicht ansprechbar ist.
  4. Erste-Hilfe-Maßnahmen: Überprüfen Sie Atmung und Kreislauf. Führen Sie bei Atem- oder Kreislaufstillstand unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage, ggf. Beatmung) durch. Warten Sie nicht, bis der Rettungsdienst eintrifft – jede Sekunde zählt.

So beugen Sie elektrischen Unfällen vor

  • Sichere Elektroinstallationen: Fachgerechte Installation, regelmäßige Wartung und Fehlerstromschutzschalter (FI/RCBO) sind essenziell.
  • Vorsicht bei Feuchtigkeit: Elektrische Geräte nie in feuchten Umgebungen (z. B. Badezimmer) ohne gesicherten Schutz verwenden.
  • Beschädigte Kabel austauschen: Poröse oder angeschnittene Leitungen sofort ersetzen.
  • Keine Eigenexperimente: Elektroarbeiten nur durch Fachpersonal durchführen lassen.
  • Kinder schützen: Steckdosen mit Kindersicherungen versehen, damit neugierige Kinderhände keinen Stromschlag erleiden.

Fazit

Ein elektrischer Schlag sollte niemals unterschätzt werden. Schon geringe Stromstärken können unangenehm oder sogar lebensgefährlich sein, wenn sie in den Körper gelangen – insbesondere, wenn das Herz betroffen ist. Durch ordnungsgemäße Installation, gewissenhafte Prüfungen und verantwortungsvollen Umgang mit Strom können wir viele Unfälle vermeiden.

Bleiben Sie vorsichtig und halten Sie sich an grundlegende Sicherheitsmaßnahmen – so kann elektrische Energie sicher und zuverlässig genutzt werden, ohne dass Sie sich unnötigen Gefahren aussetzen müssen.

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